Am 31. März hatten sich rund 50 Leute am Rande des Wismarer Marktplatzes eingefunden, um bei wenig frühlingshaften Temperaturen und Sturm die Enthüllung des Bronzemodells der Altstadt zu erleben.
Pünktlich mit dem Beginn der Eröffnungsrede von Bürgermeister Thomas Beyer prasselte ein Graupelschauer auf die Anwesenden nieder, so dass die folgenden Reden und die musikalische Umrahmung in die Gerichtslaube des Rathauses verlegt wurden.
Der Künstler Egbert Broerken, der extra aus Soest angereist war, ließ es sich nicht nehmen, zusammen mit Herrn Beyer die Plane von seinem Werk zu entfernen, welche auf wundersame Weise dem starken Wind getrotzt hatte.
Der Bürgermeister dankte allen Sponsoren, die es ermöglicht hatten, dieses 27.000 Euro teure Modell zu finanzieren, darunter sind Osterspiel Redentin, Lionsclub, Bürgerstiftung und Stadtwerke. Er nannte es einen neuen, gemeinsamen Treffpunkt von seheingeschränkten und sehenden Menschen beim Entdecken der Hansestadt.
Herr Broerken gab in die Entstehungsgeschichte des Altstadtmodells Einblick. Frau Rudolf, Vorsitzende des BSV Wismar und Nordwestmecklenburg, dankte im Namen der blinden und sehbehinderten Bewohner und Besucher von Wismar den Sponsoren, der Stadt und dem Bildhauer für dieses wundervolle Kunstwerk.
Das wunderschöne Tastmodell befindet sich an der Ostseite des Rathauses, kurz vor dem Marktplatz (siehe unser Audiorundgang durch die Wismarer Altstadt).
Das Bronzeabbild wurde im Maßstab 1:1000 erstellt und auf einen durchgehenden Granitsockel befestigt. Es ist siebeneckig. Man kann nicht von einer Position alle Gebäude ertasten. Die Straßennamen sind in Schwarzschrift und in Brailleschrift vorhanden.
Die 3 Backsteinkirchen, St. Nikolai, St. Marien und St. Georgen überragen die anderen Häuser. Die Giebel der Giebelhäuser sind einzeln ausgearbeitet. Sogar die Wasserkunst ist erfüllbar.
Das Hafenbecken wurde nicht angedeutet, das Modell endet hafenseitig am Gebäude, unter dem die Grube ins Hafenbecken fließt und am Wassertor.
Die Grube ist gut auszumachen, da sie sich taktil von den Straßenzügen unterscheidet.
Der Bahnhof ist ebenfalls zu entdecken, aber nicht der daneben befindliche Lindengarten.
Es macht Freude zu erleben, wie sich andere Leute hinzugesellen, wenn jemand versucht das Dargestellte nachzuvollziehen. Oft wird dann gemeinsam gesucht und gefunden.
So hat Wismar in seinem 10. Jubiläumsjahr als Welterbestadt eine Sehenswürdigkeit hinzu gewonnen, worauf die Hansestadt zu Recht stolz ist.






Die im nachfolgenden Audiobeitrag enthaltene Rede von Egbert Broerken wurde uns von Erhard Christen zur Verfügung gestellt. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken
Der Audiobeitrag enthält außerdem ein kurzes Interview, welches Jana mit dem Künstler kurz nach dessen Rede geführt hat.
Audiobeitrag herunterladen (Länge ca. 7:30 min – Dateigröße 10 MB)