Kein Hühnerland am Boddenstrand


Nach einer ca. 20minütigen Schiffstour mit der „Breege“ durch die Dänische Wiek, ein Teil des Greifswalder Boddens, sind wir vom Fischerdörfchen Wieck aus in Loissin angekommen. Die Strecke Greifswalder Museumshafen – Wieck – Ludwigsburg wird in der Saison dreimal täglich gefahren. Mit uns steigen nur wenige Passagiere aus. Uns empfängt eine idyllische Ruhe, und das nur 3 km Luftlinie von der lauten Hanse- und Universitätsstadt entfernt. Rechts vom Anleger erstreckt sich ein Ufer mit Schilfbewuchs, links schließt sich ein steiniger Sandstrand an, welcher recht einladend wirkt. Wir laufen diesen entlang und kommen nach ca. 400 m zur Gaststätte „Boddenblick“, wo man auch auf der Terrasse sitzen und teilweise auch tatsächlich selbigen genießen kann. Etwas weiter schließt sich ein Wald an, welcher zum Naturschutzgebiet gehört und wo der naturlehrpfad „Drachenreich“ der Succuw-Stiftung beginnt. Wir folgen nun der kaum befahrenen Strandstraße zurück in Richtung Bootsanleger und weiter 2 km bis nach Ludwigsburg. Hier begrüßen uns hübsche Bauernhäuser mit Reetdächern. Wir finden das letzte, im Original erhaltene Renaissanceschloss Pommerscher Herzöge aus dem 16. Jh, worum sich der Schlossverein kümmert. Zwischen Loissin und Ludwigsburg liegen riesige, mit Bäumen und Teichen aufgelockerte Ackerflächen, worauf vorwiegend Getreide und Kartoffeln angebaut werden. Jetzt, im September, sind die Felder abgeerntet, statt dessen versammeln sich zu dieser Zeit hunderte von Kranichen dort. Auch streng geschützte Kammmolche soll es hier geben. Doch mit der Idylle könnte es bald vorbei sein, da der Eigentümer eines Großteils der Flächen, ein Bauer aus dem niedersächsischen Emsland, hier mit Hilfe eines holländischen Investors eine gigantische Legehennenanlage errichten will. 150.000 Hühner sollen dann hier auf einer Fläche von 65 ha um ihr Leben scharren und Eier produzieren, bis sie zum Dank für diese Leistung als Suppenhuhn enden. Bei der geplanten Anlage soll es sich um eine Freilandhaltung handeln: Die Tiere sollen dem Plan nach in zwei Ställen untergebracht werden, wobei sie eine Freilaufmöglichkeit haben. Allerdings liegt es nicht gerade in der Natur unserer Haushühner, sich hunderte Meter vom zwar engen, aber schützenden Stall zu entfernen. Der Grund hierfür ist wohl u. a. die Angst vor Greifvögeln, wie dem Habicht.

Viele Einwohner aus dem Ort und der Umgebung sind gegen diese völlig überdimensionierte und überflüssige Anlage, die „Hühnermast statt Kranichfeld“ bedeuten würde und „Geld ins Emsland und Scheiße hier“ bringt. Auch dem Märchen von den Arbeitsplätzen glauben immer weniger.

Der Bürgermeister wird die Änderung des Flächennutzungsplans beantragen. Es hat sich die Bürgerinitiative „Kein Hühnerland am Boddenstrand“ gegründet, aus der inzwischen ein Verein mit 50 Mitgliedern entstanden ist. Es werden Protestplakate verteilt, Unterschriften und Spenden gesammelt, von denen ein Rechtsanwalt bezahlt werden soll. Zu befürchten wären z. B.: Lärm, Gestank, Bodenerosion, Übertragung von Krankheiten, Wertverlust der Immobilien und ein hohes Verkehrsaufkommen für den Abtransport von bis zu 150.000 Eiern pro Tag und 7.500 Tonnen Hühnerkot pro Jahr. Auch auf den Tourismus dürfte sich eine solche Anlage extrem negativ auswirken. Niemand braucht außerdem Massentierhaltung und die damit verbundene Tierquälerei!

Im September erwartet das Amt für Raumordnung und Landesplanung Vorpommern in Greifswald die detaillierten Papiere des Antragstellers. Nach deren Prüfung wird das Raumordnungsverfahren beginnen, an welchem alle Träger öffentlicher Belange, auch die Bürgerinitiative, beteiligt werden sollen.

Kontakt: http://www.huhnfrei.de

Bild: Ein grauer Giebel ohne Verzierungen erstreckt sich in das blau des Himmels. Links und rechts neben dem Giebel ein rot leuchtendes Satteldach.
Bild: Schloss Ludwigsburg
Bild: Ein Kanal, gesäumt von bunten Motor- und Ruderbooten bildet den Ludwigsburger Hafen. Links vom Kanal erstreckt sich eine satt grüne Wiese, an die ein Schilfgürtel angrenzt. In weiter Ferner erkennt man die Silouette Greifswalds.
Bild: Der Hafen von Ludwigsburg
Bild: Das Wasser schneidet sich sichelförmig von links in den schmalen Naturstrand. In weiter Ferner einige Bäume und strahlend blauer Himmel.
Bild: Naturstrand Ludwigsburg

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.