Vom 20. bis zum 25. August 2012 besuchten wir die Domstadt Naumburg, in der „Toskana des Nordens“ gelegen. Als „Toskana des Nordens“ wird die Region im Nordosten von Thüringen und Südwesten von Sachsen-Anhalt bezeichnet, deren hügelige Landschaft und das milde Klima tatsächlich an die Italienische Toskana erinnern sollen. Ebenso wird hier in der Saale-Unstrut Region Wein angebaut. Naumburg ist Kreisstadt des Burgenlandkreises und Mittelpunkt des nördlichsten Qualitätsweinanbaugebietes in Deutschland. Die Tatsache, dass Naumburg ein Verkehrsknotenpunkt der Bahn ist, dürfte vor allem für Menschen interessant sein, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Die Stadt wird von einem Wirrwar an Straßen durchzogen, was die Orientierung nicht gerade einfach macht. Positiv sind die zahlreichen Zebrastreifen, welche das Überqueren der Straßen erleichtern. Auch finden sich hier und da Orientierungshilfen in Form von Rillen- und Noppenplatten. Um sich innerhalb eines Stadtgebietes zurecht zu finden, leistet uns vor allem das Navigationsgerät Kapten Plus gute Dienste. Mit seiner Hilfe fanden wir u. a. unsere Ferienwohnung, den Marktplatz mit der Wenzelskirche und den Dom.
Das Wahrzeichen von Naumburg, der Dom St. Peter und Paul, ist an seinen 4 Türmen zu erkennen. Es handelt sich um eine dreischiffige Basilika mit 2 Chören und einem Kreuzgang. Das Bauwerk vereint den spätromanischen sowie den frühgotischen Baustiel. Berühmt ist er für die 12 lebensgroßen Stifterfiguren im Westchor, von denen Uta wohl die bekannteste sein dürfte. Sehr beeindruckt waren wir auch vom goldenen Treppengeländer, auf welchem kunstvoll der heilige Franziskus von Assisi und die Tiere dargestellt sind, zu denen er der Legende nach im Wald gepredigt haben soll. Wir haben es gründlich poliert. Im Dom St. Peter und Paul liegen Audioguides in Form von iPods für 3 Euro zur Ausleihe bereit. Leider sind die Ziffern, welche dort eingegeben werden müssen, kaum lesbar und auch nicht taktil an den Exponaten angebracht. Wir hatten an einer öffentlichen Führung teilgenommen, die zusammen mit dem eintritt 8,50 Euro kostet, wobei die Begleitperson freien Eintritt hat. Wir haben es nicht bereut!
Am Marktplatz von Naumburg steht die Wenzelskirche, welche im spätgotischen Stiel errichtet wurde. Ihr Turm misst 72 Meter und überragt somit die türme des Doms. In einer Höhe von 53 Metern befindet sich eine zu den Öffnungszeiten des Turms zugängliche Aussichtsplattform, von welcher man einen schönen Blick auf die Altstadt hat.
Es gibt einen Saale-Wanderweg, den wir gerne ausprobieren wollten und den es erstmal zu finden galt. Die Saale fließt nicht etwa durch Naumburg hindurch, sie umkreist die Stadt viel mehr in einem Abstand von mindestens 2 bis 3 Kilometern. Aufgrund der dürftigen Beschilderung viel es uns nicht ganz leicht, den Saale-Wanderweg zu finden. Auch dort ist die Beschilderung nicht besser, so dass man raten muss, wo dieser oder jener Abzweig hinführt. Entfernungsangaben fehlen ganz. Das Kapten-Navigationsgerät ist fernab des Straßennetzes leider keine Hilfe.
Unsere Wanderung führte uns, nach einigen Fehlversuchen, entlang der Kösener Straße bis hin zur Kleinen Saale und dort den Waldweg weiter bis hin zum Kloster Pforta. Die ehemalige Zisterzienserabtei beherbergt seit dem sechzehnten Jahrhundert die Landeschule Pforta. Doch da gerade Ferien waren, war das Internatsgymnasium leer und die Gebäude geschlossen. Statt dessen konnten wir in aller Ruhe die Außenbereiche und Innenhöfe erkunden.
Während unserer Wanderung entlang der Saale nach Bad Kösen kamen wir an Weinbergen und Weinwirtschaften vorbei. Das größte von ihnen ist das Landesweingut Klosterpforta mit seiner 850 jährigen Tradition.
Von Bad Kösen aus kann man mit dem Fahrgastschiff zur Rudelsburg fahren. Allerdings sollte man wissen, dass sich der Bootsanleger rechts neben dem Tierpark befindet. Vom Bahnhof aus sind es nur etwa 10 Gehminuten bis zum Bootsanleger. Ausgeschildert ist er, wie sollte es auch anders sein, nicht. Die mangelnde Beschilderung und die hoch frequentierte B87, die mitten durch den Ort führt, machten Bad Kösen für uns wenig attraktiv, so dass wir keinen Nerv dafür hatten, Sehenswürdigkeiten zu suchen. Die heiße Augustsonne tat ihr übriges.
Nach einer etwa 25 minütigen Bootsfahrt erreicht man den Bootsanleger unterhalb der Rudelsburg, welche zum Ort Saaleck gehört. Die unregelmäßigen Steintreppen die steil zum Höhenrücken hinauf führen, sind vermutlich ebenso alt wie die Burgruine selbst! Rechter Hand trifft man zunächst auf die Vorburg, wo man erst einmal einen kleinen Eintritt zahlen muss. Erhalten ist nicht viel, nur Reste der Ringmauern und zwei kleine Türme. Vom ersten Turm erhält man eine schöne Sicht über das Saaletal. Die Kernburg ist durch einen Halsgraben von der Vorburg getrennt. Wie man hinkommt, fragt man am besten den Mann am Eingang. Die Ruine der Rudelsburg wird gastronomisch genutzt. Bei schönem Wetter kann man auf einem kleinen Innenhof sitzen. Vom 20 Meter hohem Bergfried, der mit einem Durmhelm bekrönt ist, kann man das Saaletal überblicken.
Ein weiterer Ausflug führte uns nach Apolda. Von Naumburg aus kann man stündlich mit der Bahn über Bad Kösen und Bad Sulza nach Apolda gelangen. Die Stadt war einst für Strickwaren und die Glockengießerei bekannt. In der Bahnhofsstraße befindet sich das Glocken- und Stadtmuseum. Hier kann man große und kleine, antike und neuzeitliche Glocken nicht nur ansehen sondern auch anfassen und schlagen. Ebenfalls laden Strick- und Textilmaschinen zum Begreifen ein. Die Bahnhofsstraße führt geradewegs in die Fußgängerzone hinein, die durch eine Straße zerschnitten wird. Anschließend mündet die Fußgängerzone in den Marktplatz, wo man unter anderem Thüringer Rostbratwurst und Apoldaer Bier genießen kann. Rechter Hand der Bahnhofsstraße, am Beginn der Buttstädter Straße, führt die Eisenbahnlinie Halle-Erfurt über einen 95 Meter langen, 23 Meter hohen und 8,80 Meter breiten Viadukt. Dieser wurde im 19. Jahrhundert aus Kalksandstein gebaut und steht unter Denkmalschutz.
Ganz besonders gut hat uns der Ausflug zum 5,5 km entfernten und zu Naumburg gehörigen Blütengrund gefallen. Dieser befindet sich an der Saale-Unstrut-Mündung, welche idyllisch von mit Reben bewachsenen Bergen gesäumt ist. Von einem Anleger aus pendelt die Fähre „Blütengrund“ hinüber zu einem Gartenlokal und entlang der Unstrut. Links vom Gartenlokal beginnen die Weinberge mit Straußwirtschaften und rechts führt ein schmaler Wanderweg durch eingezäunte Obstplantagen. Wir nutzen einen recht abenteuerlichen Weg, welcher den Berg des bekannten Malers Max Klinger hinauf führt. Oben befinden sich ein Museum und ein kleines Cafe, wo man anscheinend nicht auf Besucher wartet. Der tolle Blick entschädigt uns allerdings. Anschließend setzten wir unseren Weg weiter bis Kleinjena fort, von wo wir mit der Burgenlandbahn zurück nach Naumburg fuhren.
Das Naumburger Weinfest findet immer am letzten Augustwochenende statt. Wir hatten die Möglichkeit, bei der Eröffnung dabei zu sein. Anwesend waren vor allem Weinwirtschaften aus der 735 ha umfassenden Saale-Unstrut Region. Um die 30 verschiedene Rebsorten werden auf 50 Gütern angebaut und zu Wein verarbeitet. Auf der Bühne standen die Weinkönigin und die Weinprinzessinnen und erzählten von ihren Aufgaben. Wir erfuhren, dass nicht nur in Naumburg, Bad Kösen und Freiburg sondern auch in Laucha, Nebra sowie neuerdings in Bad Sulza und Weimar Wein angebaut wird. Dass der Saale-Unstrut-Wein nicht immer trocken sein muss, davon konnten wir uns überzeugen!
Weitere Informationen: http://www.saale-unstrut-tourismus.de